Pinselei

Pinselgeschichte

Pinsel gehören zu den ältesten Werkzeugen der Welt. Sie wurden nicht im klassischen Sinne erfunden, sondern haben sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt.

Dies belegt der Fund eines Malerateliers im Jahr 1926 in den berühmten Höhlen von Altamira. Dort fand man neben Kohle und Reibsteinen auch Röhrenknochen, in die Haare eingesetzt waren, in verschiedenen Längen und Größen. Mit ihnen wurden die einzigartigen Höhlenmalereien angefertigt, deren Alter auf ca. 15.000 v. Chr. datiert wird.

Auch in anderen älteren Kulturen gibt es Hinweise auf pinselähnliche Werkzeuge, die aus verschiedensten Naturmaterialien, wie Haaren, Federn, verschiedenen Fasern, Schweifen, Schilfrohr, Federkielen, Röhrenknochen und vielem mehr hergestellt wurden.

Schon vor ca. 5.000 v. Chr wurden feine Pinsel für Felsmalereien in der Sahara verwendet und die Ägypter benutzten um 3.000 v. Chr.  Pinsel aus Papyrusfasern für die farbige Gestaltung ihrer Gräber und Paläste. Auch die bemalten Tempel, Häuser und Gefäße in der Frühantike lassen auf die Verwendung von Pinseln schließen. Pinsel wurden damals für den eigenen Gebrauch mit einfachen Mitteln gefertigt.

Zu Beginn des Mittelalters entwickelten sich im europäischen Raum die ersten Werkstätten von Bürsten- und später Pinselmachern. Hier entstanden schon verschiedene Bürsten und Pinsel in kleinerer Stückzahl, die erst auf Wanderschaft von Haus zu Haus und später im eigenen Laden verkauft wurden.

Erst im 19. Jh. entwickelten sich Pinselfabriken in denen Pinsel jedoch noch ausschließlich handgefertigt wurden. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden Pinsel zunehmend maschinell hergestellt.

Heute werden, außer besonders hochwertigen Pinseln, alle Pinsel maschinell gefertigt. Viele davon aus Kostengründen im Ausland.

Spezielle Theatermalpinsel gibt es seit Beginn des letzten Jahrhunderts. Sie wurden damals handgefertigt.

Die Theatermalpinsel von Großmann, der Manufaktur für Theatermalerei, werden heute noch fast ausschließlich handgefertigt. Im Lauf der Zeit haben sich die Materialien verändert und sind heute bedeutend hochwertiger: rostfreie Edelstahlbleche, lösungsbeständiger Pinselkitt und besonders ausgesuchte Chungking Borsten aus China. Diese Borsten werden speziell zugerichtet, d.h. drei mal gerade gekocht, um ihre Formstabilität zu gewährleisten. So entsteht ein erstklassiger Künstlerpinsel, der den spezifischen Anforderungen der Theatermalerei gerecht wird.

Großmann's kleine Haarkunde

Kolinsky - Rotmarder (sibirisches Feuerwiesel)

Herkunft: Sibirien, China, Korea

Eigenschaften:

  • stammt vom Schweif des Kolinsky (Winterfell)
  • teuerstes und wertvollstes Pinselhaar
  • extrem lange, feine Spitzen
  • hohe Elastizität, besonders fein und zugleich äußerst kräftig
  • hohes Farb- u. Wasseraufnahmevermögen

Verwendung: hochwertige Aquarellpinsel

Iltis - aus der Familie der Marder vom Schweif des Iltis

Herkunft: Polen und Sibirien
Eigenschaften: kurze Haare mittlerer Qualität
Verwendung: eignen sich besonders gut für Ölfarben

Iltishaar darf heute nicht mehr verarbeitet werden, da Iltisse überall geschützt sind!

Dachshaar  - gehört auch zur Familie der Marder

Herkunft: Türkei, China
Verwendung: Das Haar der Rückenpartie (Silberspitz) wird bis zu 12 cm lang und wird für wertvolle Dachsvertreiber und Rasierpinsel verwendet.

Fehhaar - Familie der Eichhörnchen  vom Schweif

Herkunft: aus Gebieten der ehem. Sowjetunion (Wildnis und Farmen)

Eigenschaften:

  • sehr dünnes, empfindliches Haar
  • hohes Farbaufnahmevermögen
  • gute Spitze, geringe Elastizität

Verwendung: Porzellanmalpinsel, Vergolderpinsel, gute Schulmalpinsel, Künstlerpinsel und gute Schulpinsel

Rindshaar, weiß, schwarz, braun

stammt von den Ohrenrändern der Rinder, werden bis zu 120 mm lang
Herkunft: Europa, Südamerika
Verwendung: Lange Feinhaarpinsel, Schlepper, Plakatschreiber, Ölmalpinsel

Ziegenhaar

vom Rücken der Ziege
Herkunft: Europa, Südamerika
Verwendung: Staubpinsel

Ponyhaar vom Fell des Ponys

Herkunft: Asien, Südamerika

Eigenschaften:

  • einfaches, sehr weiches Haar
  • sehr geringe Elastizität

Verwendung: Schulmal- Hobbymalpinsel

Naturborste

nur die Haare vom Schwein werden Borste genannt.

  • Die Borste ist konisch und hat mehrere Spitzen = Fahne (wichtig für die gleichmäßige Farbabgabe).
  • Die Oberfläche der Naturborste ist uneben, ”geschuppt” (wichtig für die Farbaufnahme).
  • Vor der Verwendung durch den Pinselmacher werden die Borsten gewaschen und gereinigt.
  • Die von Natur aus krummen Borsten werden gerade gebunden, gekocht und getrocknet.
  • Dann werden die Borsten gleich ausgerichtet und der Länge nach sortiert. Wurzel Schaft Fahne
  • Naturborsten kommen fast ausschließlich aus China
  • Besonders lang und kräftig, durch mehrjährige Freilandhaltung der Schweine in kühlen Gegenden
  • Überwiegend von der Rücken- und Bauchpartie, da die Borsten dort am längsten sind.